Flüssig bleiben

Kategorie: Problemlöser

Instabile Lieferketten, steigende Zinsen und teure Energie: Um den aktuellen Krisenmix zu bewältigen, benötigen Unternehmen einen stärkeren Liquiditätspuffer als zu normalen Zeiten. Factoring kann dabei helfen. Sechs Fragen, sechs Antworten:

Worum geht es beim Factoring?

Lange Zahlungsziele oder säumige Schuldner stellen für jedes Unternehmen ein Problem dar, weil sie die Liquidität gefährden. Factoring kann eine Lösung sein. Dahinter steckt der Verkauf von Forderungen an einen Dienstleister, der einen Großteil der Brutto-rechnungssumme direkt überweist. Für die sofortige Liquidität und den Ausfallschutz zahlt der Gläubiger eine Gebühr. Firmenkunden der Sparkasse Hannover, die Factoring nutzen möchten, sprechen beispielsweise mit Frank Simon, dem Geschäftsführer von el Factoring in Hannover: „Wir sorgen für eine Wachstumsfinanzierung“, sagt Simon. Denn Factoring soll auch verhindern, dass nötige Investitionen trotz guter Auftragslage wegen Außenständen nicht angegangen werden können.

Für wen eignet sich Factoring? 

Im Prinzip ist Factoring für Unternehmen jeder Größe geeignet, die mit ihren Vertragspartnern lange Zahlungsziele vereinbart haben. Gerade in Zeiten, in denen Kosten für Vorprodukte oder Energie steigen, schafft die sofortige Begleichung von Außenständen einen Puffer, mit dem Unternehmen eigene Verpflichtungen verlässlich erfüllen können. „Unsere Kunden wollen ruhig schlafen“, sagt Simon. Um Geldeingang und Mahnwesen kümmert sich der Factoring-Dienstleister, das Unternehmen kann die Mitarbeitenden in der Buchhaltung für andere Tätigkeiten einsetzen. Ein weiterer Vorteil: Simons Team ist über die finanzielle Lage der Schuldner im Bilde. Droht Zahlungsunfähigkeit, weiß Frank Simon das früher, als es seine Kunden sonst erfahren würden – und kann rechtzeitig warnen.

Wie schnell ist der Gläubiger flüssig?

Ist der Vertrag zwischen Unternehmen und Factoring-Dienstleister geschlossen, bringt das schnell mehr Liquidität. „Wenn wir morgens eine stimmige Rechnung erhalten, geht das Geld noch am selben Tag raus“, sagt Frank Simon. Sind die Unternehmen Kunden der Sparkasse Hannover, ist das Geld sogar meist am selben Tag auf dem Konto. el Factoring zahlt in der Regel 80 bis 90 Prozent der Bruttorechnungssumme sofort aus, der Rest wird als Sicherheit einbehalten, beispielsweise für den Fall von Reklamationen oder Skonto-Abzug. Die Restsumme wird ausgezahlt, sobald die Kunden den Rechnungsbetrag komplett überwiesen haben.

Wie wirkt sich Factoring auf die Kundenbeziehung aus?

Großkunden gegenüber möchten Unternehmen zuweilen nicht offenlegen, dass sie ihr Zahlungsmanagement Dritten überlassen. Beim „stillen“ Factoring merkt der Kunde eines Unternehmens gar nicht, dass er das Geld eigentlich an einen Factoring-Dienstleister überweist. Das „offene“ Factoring bringt Vorteile, wenn Kunden notorisch spät zahlen und sich nun Zahlungsprofis gegenübersehen.

Was kostet Factoring?

Die Gebühren hängen vom Umsatzvolumen und der Menge der Forderungen ab. Ein Unternehmen mit sehr hohem Jahresumsatz zahlt weniger als ein Kunde mit geringem Forderungsvolumen. Hohe Einzelrechnungen wirken sich positiv auf die Gebühr aus. Zugleich ist die Anzahl der Rechnungen relevant. „In der Regel liegt unsere Gebühr unter den Kosten für einen Kontokorrentkredit“, sagt Frank Simon.

Wie lange läuft ein Factoring-Vertrag? 

Bei el Factoring binden sich Kunden für mindestens für ein Jahr. Die Mindestvertragslaufzeit begründet Frank Simon mit dem großen Arbeitsaufwand. „Ähnlich wie bei einer Kreditprüfung, schauen wir uns die Finanzen von Auftraggebern und deren Kunden genau an“, sagt Simon. Zwei bis vier Wochen dauert es in der Regel, bis der geschlossene Vertrag aktiviert werden kann.

Text: Gerd Schild
Fotos: Adobe Stock