„Wer sich frühzeitig mit den Risiken beschäftigt, steht einfach besser da“

Mithilfe des neuen ESG-Scores können Unternehmen im Austausch mit der Sparkasse Hannover erörtern, wie nachhaltig sie bereits agieren – und was sie optimieren können. Christian Reuter, Bereichsleiter Fachberatungen & Corporate Finance bei der Sparkasse Hannover, über den Nutzen des Bewertungssystems.

Herr Reuter, die Sparkasse Hannover ermittelt schon lange sogenannte Scores, um Risiken von Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern zu bewerten. Was steckt hinter dem neuen ESG-Score, bei dem Umweltschutz (Ecological), soziale Aspekten (Social) und eine gute Unternehmensführung (Governance) betrachtet werden?

Ökologische und soziale Aspekte sowie eine gute Unternehmensführung spielen eine immer größere Rolle. Nur wer sein Geschäftsmodell nachhaltiger ausrichtet, wird künftig erfolgreich sein. Mithilfe des ESG-Scores bewerten wir Risiken, denen eine Branche in puncto Nachhaltigkeit ausgesetzt ist. Auf diese Weise tragen wir dazu bei, das gesellschaftliche Ziel einer nachhaltigeren Wirtschaft und eines verbesserten Klimaschutzes zu erreichen.

Was haben Unternehmen von dem Bewertungssystem?

Sie können anhand quantitativer und qualitativer Informationen zeigen, wie sie sich positiv vom Durchschnitt ihrer Branche abheben. Hierfür ermitteln wir einen individuellen Score auf Unternehmensebene. Bei einigen Unternehmen ist dies aufgrund ihrer Größe verpflichtend, aber auch andere Firmen können sich bewerten lassen.

Welche Faktoren fließen dabei ein?

Für den Score haben wir zehn Indikatoren identifiziert. Unter anderem geht es um CO2-Emissionen und Wasserverbrauch, die Einhaltung arbeitsrechtlicher Standards und die Einhaltung der Menschenrechte in der Lieferkette. Der Bereich Umwelt wird mit 60 Prozent gewichtet, der Bereich Soziales mit 30 Prozent und Unternehmensführung mit zehn Prozent. Wer gut abschneidet, kann seinen Score verbessern.

Warum lohnt sich ein guter Score?

Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell fällt es leichter, Investitionen zu finanzieren – etwa, wenn es darum geht, Fördermittel zu beantragen. Wer Energie spart, reduziert überdies ganz unmittelbar seine Betriebsausgaben. Zudem sehen sich Firmen immer stärker der Frage nach ihrer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft ausgesetzt: von Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden, der Öffentlichkeit. Wer sich frühzeitig mit den Risiken beschäftigt und gegensteuert, steht einfach besser da.

Wie unterstützt die Sparkasse Hannover Unternehmerinnen und Unternehmer dabei, ihren Score zu verbessern?

Unsere Beraterinnen und -berater gehen die für die Einstufung relevanten Fragen gemeinsam mit den Firmenkunden durch. Wir besprechen gemeinsam, wie die erforderlichen Informationen – etwa Daten zum CO2-Ausstoß – erhoben werden können und untersuchen, wo Verbesserungspotenzial besteht. Für die energetische Sanierung von Gebäuden bieten wir noch weitergehende konkrete Tipps inklusive eines Kundenleitfadens. Netzwerkpartner der Sparkasse wie die Wirtschaftsförderung, der Klimaschutzagentur oder der Handwerkskammer können weitergehend beraten.

Weshalb sollten Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit jetzt angehen?

Weil es sich hier nach meiner Überzeugung nicht um eine Mode handelt, die irgendwann vorübergeht. Dieses Thema wird bleiben und dauerhaft das Miteinanderwirtschaften ändern.

Interview: Christian Baulig
Foto: Friederike Stange