Neues Leben für alte Gebäude

Kategorie: Best Practice

Gartenmöbel Ludwig – draußen & drinnen wohnen, Geschäftsführer Peter Ludwig und Linda Meier, Geschäftskundenberaterin der Sparkasse Hannover

Die selbstgenutzte Gewerbeimmobilie als Altersvorsorge – dieses Konzept drohte für Peter Ludwig beinahe zu scheitern. Mit Zuschüssen der KfW und einem klug konstruierten Darlehen der Sparkasse Hannover hat der Unternehmer sein Objekt energetisch auf Vordermann gebracht und den Wert erheblich gesteigert.

Geschäftsführer Peter Ludwig

Das Urteil des Gutachters war für Peter Ludwig ein Schock: „Wenn Sie jetzt nicht grundlegend etwas tun, macht es das Gebäude allenfalls noch zehn bis 15 Jahre“ – so erinnert der Unternehmer die Aussage des Experten. Seine Immobilie im Gewerbegebiet von Hemmingen hatte der heute 54-Jährige als Altersvorsorge eingeplant. Und nun sollte in naher Zukunft nur noch der Grundstückswert übrig sein – abzüglich der Abrisskosten?

Seit 25 Jahren verkauft das 1932 gegründete Unternehmen Ludwig – draußen & drinnen wohnen an diesem Standort Gartenmöbel und -Accessoires. Die Gebäude aus den 60er-Jahren, in denen erst Pepsi-Cola abgefüllt und später Heizungszubehör verkauft worden war, richtete Ludwig damals als Verkaufsfläche her für Liegestühle, Sonnenschirme, Gartengrills und Whirlpools. „Wir haben uns damals auf die Optik konzentriert“, erinnert er sich. Dach, Fassade, Fenster und Heizung blieben außen vor.

Das Gespräch mit dem Gutachter stieß einen Denkprozess an. Mit dem Objekt an der Max-von-Laue-Straße musste etwas passieren. Was, wenn er diesmal größer dächte? Die Flachdächer böten Platz für Hunderte Quadratmeter Solarpaneele, mit denen sich Strom für Licht und Heizung gewinnen lässt. Mit zeitgemäß gedämmten Dachflächen und Fassaden sowie dreifach verglasten Fenstern würde der Energieverlust erheblich reduziert, mit einer Fußbodenheizung der Heizkomfort stark verbessert. Und das Geschäft könnte bei der Gelegenheit gleich mit renoviert werden.

Partner seit Jahrzehnten

Blickt Peter Ludwig heute aus seinem Büro in den Verkaufsraum, sieht er das Ergebnis der Überlegungen: eine Verkaufsfläche mit poliertem Estrich, raumhohe Fenster mit schwarzen Rahmen und eine moderne LED-Beleuchtung. Die nagelneue Energietechnik ist – für Kunden und Mitarbeiter unsichtbar – auf dem Dach und im Keller untergebracht.

Der Umbau, das war dem Unternehmer nach der Begegnung mit dem Gutachter klar, würde einen siebenstelligen Betrag kosten. Immerhin ging es um 2.200 Quadratmeter Gebäudefläche. Durch Zufall erfuhr Ludwig von einem KfW-Programm, das einen großen Teil der Investition bezuschusst. Sofort stieg er in die Planung ein – mit seinem Architekten und seiner Beraterin bei der Sparkasse Hannover: Linda Meier vom FirmenkundenCenter Mittelstand. „Wir haben ein Volltilgerdarlehen entwickelt, das Zinssicherheit über 20 Jahre bietet“, erklärt Meier. „Hinzu kommt ein variabler Kredit, der abgelöst wird, sobald der KfW-Zuschuss fließt.“

Die Sparkasse Hannover ist seit Jahrzehnten die Hausbank der Familie, doch ein so umfangreiches Projekt war für beide Partner neu. Dass sie es gemeinsam in Angriff genommen haben, liegt nicht zuletzt an den stark verbesserten Erlösen, die sich mit der Immobilie erzielen lassen, und der damit verbundenen Wertsteigerung.

Deutlich höhere Mieteinnahmen

Das Gros der Verkaufsfläche „bespielen“ Peter Ludwig und seine Frau Anke mit ihrem Geschäft weiterhin selbst – und dank der Modernisierung bleibt jetzt auch an kalten Tagen angenehm warm. „Fürs Winterhalbjahr planen wir Veranstaltungen und wollen das Thema ,drinnen wohnen‘ stärker in den Fokus rücken“, erzählt der Unternehmer.

Zwei Teilflächen hat das Ehepaar an Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet abgegeben: Um das Geschäft mit Sprudelbecken kümmert sich seit 2016 Whirlpool & Living; Grills und Zubehör verkauft seit 2023 Grillfürst. Weitere jetzt sanierte Flächen möchte Ludwig an Unternehmen vermieten, die das eigene Sortiment ergänzen.

Dank der Sanierung konnte das Ehepaar die Mieteinnahmen erheblich steigern: „Früher haben wir quasi eine bessere Lagerhalle vermietet, jetzt eine echte Einzelhandelsfläche“, sagt Peter Ludwig. Dank der Ertüchtigung ist das Gebäude fit für viele weitere Jahre und flexibel nutzbar – „drittverwendungsfähig“, wie Linda Meier es nennt. Das steigert den Verkehrswert. „Unsere Altersversorgung steht jetzt auf sicheren Füßen“, sagt Ludwig.

Elektrische Firmenflotte

Und der unmittelbare Nutzen? Wie stark die Energiekosten zurückgehen, kann das Unternehmerpaar noch nicht beziffern. Die Solaranlage auf dem Dach mit einer Spitzenleistung von 372 Kilowatt Peak ist zwar schon installiert, die Wärmepumpen sind betriebsklar, Wechselrichter, Speicher und Umwälzpumpen im Keller bereit. Nutzen können die Ludwigs die Anlage erst, wenn sie mit dem Stromnetz verbunden ist – doch der Termin lässt auf sich warten.

Der Anschluss ist wichtig, denn nur ein Drittel der erzeugten Energie werden die Ludwigs voraussichtlich selbst nutzen – der Rest wird eingespeist und an der Strombörse verkauft. „Ich hoffe, dass im Oktober alles läuft“, sagt Peter Ludwig. Dann sollen auch die fünf Wallboxen installiert sein, an denen künftig die Firmenwagenflotte aufgeladen wird.

Was die Investition in die Photovoltaikanlage  genau einbringt, sei für ihn gar nicht so entscheidend, sagt der Unternehmer. „Als Vater von vier Kindern liegt mir der Klimaschutz am Herzen.“ Die Familie bewohnt im Stadtteil Devese seit zwölf Jahren ein Passivhaus, und als Mitglied des Ökoprofit-Netzwerks hat Ludwig in seiner Firma ein betriebliches Umweltmanagementsystem eingeführt. „Als Familienunternehmer in dritter Generation denken wir eben generationenübergreifend.“

Text: Christian Baulig
Fotos: Helge Krückeberg