Familien-Wachstum

Kategorie: Best Practice

Besuch im Familienbetrieb: Sparkassenberaterin Daniela Dolz (Mitte) mit Maximilian Wientzek, Patrick Ehlers, Frauke Wientzek und Wilhelm Ehlers (von links)

Seit 75 Jahren kümmert sich die Firma Ehlers in Langenhagen um Pflanzen und Grünanlagen. Die dritte Generation der Gründerfamilie treibt nun den Umbau zu einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb voran, der Millionenprojekte umsetzt. Mit dabei: die Sparkasse Hannover.

Die Firma Ehlers hat das Orangenparterre in den Herrenhäuser Gärten neu gestaltet.

Die Stille in den Herrenhäuser Gärten wird an diesem sonnigen Mai-Montag von Motorenlärm durchbrochen: Auf dem großen Platz vor der Galerie verteilt ein Kettenbagger ein Gemisch aus Split, Schotter und Sand, das zwei Arbeiter anschließend mit großen Schiebern glattziehen. Seit Januar hat die Firma Ehlers Garten- und Landschaftsbau auf der Fläche tonnenweise Boden abgebaggert und mehrere hundert Meter alter Wasserrohre herausgerissen, die unter anderem den Neptunbrunnen in der Mitte des Platzes versorgen. Danach wurden neue Leitungen verlegt, die wassergebundene Wegedecke wiederhergestellt und Steinplatten platziert, auf denen wie früher Kübel mit exotischen Pflanzen stehen werden. Zur 350-Jahr-Feier des Großen Gartens soll alles fertig sein.

Für die Firma aus Langenhagen ist das Projekt in Herrenhausen ein Prestigeauftrag. „Wir sind stolz darauf, hier arbeiten zu dürfen“, sagt Firmenchefin Frauke Wientzek (49), die an diesem Tag die Baustelle inspiziert. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Wilhelm Ehlers (59) leitet sie das Unternehmen seit 2008. Seit vier Jahren sind auch die gemeinsamen Söhne mit dabei: Patrick Ehlers (29) und Maximilian Wientzek (24). Die beiden treiben den Umbau der Firma voran. Aus dem früheren Blumengeschäft, das sich nebenbei um die Anlage und Pflege von Gärten und Grabanlagen kümmerte, ist ein Betrieb mit 43 Mitarbeitern geworden. Die Firma Ehlers hat unter anderem die Wege um den Maschsee saniert, den Kinderspielplatz Sallstraße gebaut und das Außengelände der Regenbogenschule in Seelze angelegt. Sie plant, gestaltet und pflegt zwar auch private Gärten, mit Abstand größter Auftraggeber ist jedoch die öffentliche Hand.

Seit 2020 hat sich der Umsatz verfünffacht, die Zahl der Beschäftigten vervierfacht. Längst ist das Unternehmen aus dem Standort an der Imhoffstraße nahe dem Kirchenfriedhof Karl-Kellner-Straße herausgewachsen. Material und Arbeitsgeräte lagern dort in ehemaligen Gewächshäusern, dazwischen ist kaum Platz zum Rangieren. Um den Mitarbeitern einen Aufenthaltsraum zur Verfügung zu stellen und Lagerfläche zu gewinnen, hat die Familie eine benachbarte ehemalige Tischlerei angemietet. „Uns ist schon lange bewusst, dass wir uns vergrößern müssen“, sagt Frauke Wientzek.

Größte Investition der Firmengeschichte

Seit Kurzem ist klar, dass der Betrieb im kommenden Jahr endlich umziehen wird – auf ein 16.500 Quadratmeter großes Grundstück am Rand von Langenhagen. Wo jetzt noch ein Acker ist, soll im Frühjahr eine geräumige Halle mit mehreren Zufahrten einen reibungslosen Betriebsablauf ermöglichen. Die Mitarbeiter erhalten einen Sozialbereich, es wird ausreichend Parkplätze und Ladestationen für Elektroautos geben. Für das Familienunternehmen ist das Millionenprojekt die mit Abstand größte Investition in der 75-jährigen Geschichte. Finanziert wird es von der Sparkasse Hannover, wo das Unternehmen infolge des rasanten Wachstums seit einem halben Jahr im FirmenkundenCenter Mittelstand betreut wird.

An diesem Montag hat Sparkassenberaterin Daniela Dolz (im Bild rechts) die Darlehensverträge für den Grundstückskauf zum bisherigen Firmensitz mitgebracht. Zur Finanzierung des Bauprojekts hat sie die Fachleute aus dem Bereich Corporate Finance eingebunden. Nun haben sich die vier Familienmitglieder mit Dolz in einen Besprechungsraum zurückgezogen, um letzte Details zu klären. Als es um das Thema Zinssicherung geht, besprechen sich Vater, Mutter und Söhne noch kurz – anschließend wird unterschrieben. „So läuft das immer bei uns“, sagt Wilhelm Ehlers. „Jeder bringt seine Punkte vor, dann entscheiden wir gemeinsam.“ Als Ehlers 2008 den elterlichen Betrieb übernahm, war das noch anders. „Bis dahin hatten meine Eltern alle wichtigen Entscheidungen allein getroffen,“ erinnert sich der Unternehmer.

Die aktuelle Neuausrichtung hat die Familie gemeinschaftlich beschlossen und vorangetrieben: Das Blumengeschäft, in dem Frauke Wientzek bis 2021 täglich Kunden bediente, wurde geschlossen. Dafür wurde neues Gerät für das Geschäft mit Garten- und Landschaftsbau angeschafft. Kein risikoloses Unterfangen: Allein ein Bagger mit Anbaugeräten kostet um die 250.000 Euro. Auch bei solchen Anschaffungen unterstützt Sparkassenberaterin Dolz das Unternehmen. Wurden Maschinen bislang gekauft, sollen sie künftig zum Teil geleast werden, um das Eigenkapital zu schonen. Damit das Unternehmen große Projekte leichter stemmen kann, wurde der Liquiditätsrahmen erweitert.

Neuer Betrieb, neue Rechtsform

Noch in diesem Jahr soll die Firma in eine GmbH umgewandelt werden, in der alle vier Familienmitglieder eine Rolle spielen – als Gesellschafter, Geschäftsführer oder beides. Die neue Rechtsform bietet steuerliche Vorteile und verringert das Haftungsrisiko der Firmenleitung, das dank des rasanten Wachstums zugenommen hat.

Daniela Dolz ist vom Zusammenhalt der Firmenführung angetan. „So harmonisch läuft es selten in Familienunternehmen“, sagt die Beraterin. Sobald die Baugenehmigung für den neuen Betrieb vorliegt, wird sie mit der Familie die nächsten Finanzierungsschritte angehen.

Dass die Sparkasse Hannover das Projekt begleiten soll, war für die Unternehmer von Anfang an klar. Wilhelm Ehlers reicht Beraterin Dolz einen gerahmten Brief der Sparkasse des Landkreises Hannover von 1957, mit dem Firmengründer Wilhelm Ehlers senior ein „Darlehen zur Förderung vordringlicher agrarpolitischer Maßnahmen“ über 3.000 D-Mark gewährt wird, das „mit 200 D-Mark vierteljährlich“ zu tilgen ist. „Wir haben von Anfang an nur gute Erfahrungen mit der Sparkasse gemacht und wurden auch in schwierigen Zeiten nie hängengelassen“, sagt Wilhelm Ehlers. „Warum also sollten wir wechseln?“

Text: Christian Baulig

Fotos: Helge Krückeberg