Haus am See

Kategorie: Best Practice

Elisabet und Christoph Kottkamp vom „Steinhuder Hof“ mit Berater Nils Wattenberg aus dem FirmenkundenCenter der Sparkasse Hannover in Laatzen

Christoph Kottkamp ist am Steinhuder Meer aufgewachsen. Nach einer Weltreise durch die Tourismus-Branche hat er nun mit seiner spanischen Frau in seiner alten Heimat ein eigenes Hotel gekauft. Der „Steinhuder Hof“ soll zum Wellness-Hotel werden – mit Unterstützung der Sparkasse Hannover.

Als Jugendlicher verschlang er Thomas Manns Roman ‚Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull‘. „Wie Felix als Liftboy und Kellner im Pariser Luxushotel Saint James and Albany startet und über das Thema Essen und Genuss in eine neue Welt eintaucht, das hat mich nicht losgelassen“, sagt Christoph Kottkamp. Also zog er aus Steinhude in die Welt. Und kommt nun mit viel Erfahrung und Ideen zurück.

Nach der Ausbildung an der Steigenberger Akademie stieg Kottkamp beim Tui-Konzern auf, wechselte von einem Robinson Club zum anderen. Er arbeitete in Marokko, auf den Malediven und Fuerteventura, machte nebenbei den BWL-Master. Mit jedem Wechsel wuchsen die Aufgaben. Und dann schloss sich der Kreis zu Felix Krull: Kottkamp ging nach Frankreich und war in einem Pariser Fünfsternehotel für das Restaurant zuständig. „Diese Qualität bei Service und den Zutaten, jeden Tag, das war herausragend“, erzählt der 36-Jährige.

Aus der Ferne zurück ans „Meer“

Als er in den Robinson-Club nach Fuerteventura wechselt, lernt Kottkamp seine heutige Frau Elisabet kennen, die dort seine Kollegin ist. Sie wollen eine Familie gründen – doch mit den regelmäßigen Ortswechseln als Tourismus-Manager ist das kaum zu vereinbaren. „Wir wollten sesshaft werden“, sagt Kottkamp. Die Kindheit am Steinhuder Meer hat ihn geprägt, das Grün, die Zeit auf dem Wasser. Seine Familie lebt bis heute hier. Als er eine Anzeige entdeckt, in der das „Hotel Ingrid“ angeboten wird, denkt er: Mitten in Steinhude, nur 100 Meter zum See, das könnte passen. Die bisherigen Betreiber, beide über 80, wollen in den Ruhestand, und Christoph Kottkamp schlägt zu. So wird aus dem Tourismus-Manager ein Hotelier am größten See Niedersachsens.

Über einen Vermittler kommt Kottkamp in Kontakt zu Inga Thomas vom Center Nachfolge und Gründung der Sparkasse Hannover. Die ist direkt überzeugt vom Gründer: „Der Businessplan war gut, Christoph Kottkamp ist exzellent ausgebildet und bringt viel Erfahrung mit. Ich bin mir sicher, dass die Familie das Hotel aus seinem Dornröschenschlaf holt.“

Nach dem Erstkontakt kommt Nils Wattenberg aus dem FirmenkundenCenter Laatzen ins Spiel. Mit den Kottkamps arbeitet er am Businessplan und rät ihnen, direkt eine Photovoltaik-Anlage samt Ladestation mitzufinanzieren, weil immer mehr Hotelgästen mit dem Elektroauto anreisen. „Herr Kottkamp hatte viele Ideen und war trotzdem offen für Anregungen – das zeichnet einen guten Unternehmer aus“, sagt der Berater.

Flexibel dank strukturierter Finanzierung

Die Familie wohnt selbst nur zwei Gehminuten entfernt. Den Betrieb hat sie zum 1. Juni übernommen – seitdem geht man hier ins „Hotel Steinhuder Hof“. „Wir haben 21 Zimmer, und die sind seit dem Start ausgebucht“, berichtet Kottkamp. Der neue Chef hat das Hotel mit Portalen wie Booking.com und AirBnB verbunden, er und seine Frau tragen schon Poloshirts mit dem neuen, blau-weißen Logo. Nach und nach wollen die beiden das aus drei Häusern bestehende Ensemble erneuern. Wo heute noch rote Tapeten und Teppiche präsent sind, soll eine moderne Version des norddeutschen Landhausstils einziehen.

Der Traum vom Haus am See ist nicht günstig: 1,3 Millionen Euro plus Kaufnebenkosten bezahlten die Kottkamps, knapp 300.000 Euro Eigenkapital brachten sie mit. Eine strukturierte Finanzierung hilft, die Kosten gerade in der Startphase moderat zu halten, erklärt Berater Wattenberg. Um die Belastungen überschaubar zu halten, setzten sie auf die Flexibilität dieser Finanzierungsart. Dabei wird zwischen kurzfristigen und langfristigen Krediten unterschieden: Möbel, Technik und Ausstattung werden mit kurzen Laufzeiten finanziert, während für Grundstück und Gebäude ein langfristiges Darlehen läuft – das erst nach Tilgung des ersten Darlehens startet. Das schont die Liquidität und erleichtert gerade in den ersten Jahren den Start.

Das Sommergeschäft fordert die Familie, Christoph Kottkamp arbeitet voll mit, seine Frau in den Zeiten, in denen der zweijährige Sohn in der Krippe ist. Zudem haben sie die zwei Mitarbeiterinnen ihrer Vorgänger übernommen. Die Umgestaltung des Hotels soll in den ruhigeren Zeiten stattfinden. „Wir wollen ein modernes Familienhotel werden“, sagt er. In einem Anbau, der mit seiner Vertäfelung heute noch wie eine riesige Sauna wirkt, soll ein Wellness-Bereich mit Blick auf das Steinhuder Meer entstehen und so die Nebensaison stärken. „Das hat hier sonst keiner.“ Auch für  den „Kuhstall“ haben die Kottkamps Pläne. Die kleine Schenke mit dem rustikalen Namen könnte zur Tapas-Bar werden. „Das Hotel ist ein Ort für viele Ideen – und unser zweites Zuhause“, sagt Kottkamp.

Text: Gerd Schild
Fotos: Helge Krückeberg