Ich packe meinen Krisenkoffer mit: Mut und einem Kredit
Mit der Sparkasse Hannover durch die Krise: Der hannoversche Reiseveranstalter America Unlimited wurde von der Coronakrise ausgebremst. Geschäftsführer Timo Kohlenberg blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft – auch dank einer Kreditsicherheit im Rücken.
Es hätte das beste Jahr in der Geschichte von America Unlimited werden sollen. Der Reiseanbieter mit dem Schwerpunkt USA und Kanada hatte so viele Fernreisen verkauft wie nie zuvor, 25 Mitarbeiter hatten gut zu tun in den Büroräumen nahe dem Amtsgericht Hannover. Dann kam das Virus.
Geschäftsführer schon mit Anfang 20
Timo Kohlenberg und seine Schwester Julia Kurz kennen sich mit Überforderung aus. Im Jahr 2007 übernahmen sie das Unternehmen, nachdem ihr Vater, der Firmengründer Michael Kohlenberg, plötzlich verstorben war. Mit Anfang 20 stürzten sie sich in die Arbeit, machten America Unlimited zu einem Reiseanbieter mit exzellentem Ruf und schufen später mit Feinreisen noch eine Plattform für Reisen im Luxussegment.
Zehn Millionen Euro Umsatz: einfach weg
Ende Februar 2020 kamen die Schockwellen. Es begann die Flut der Anrufe und Mails von Kunden, die ihr Geld zurück wollten. Und nach der Pauschalreiserichtlinie der EU ist das ihr gutes Recht. Zehn Millionen Euro Umsatz fehlten dem Unternehmen plötzlich. Immerhin: Rund 50 Prozent entschieden sich für Gutscheine – eine Quote deutlich über Branchenschnitt.
Keine Einnahmen – und trotzdem viel Arbeit
Nach dem ersten Schock gingen die Geschwister in die Analyse. Wie steht es um die Liquidität, wie lange kann man so etwas durchhalten? Timo Kohlenberg war im Frühjahr bedingt optimistisch: „Wenn wir diese Krise nicht überleben, wer dann?“ Das Problem: Es gab keine Einnahmen, er musste Millionenbeträge erstatten. Und all das bedeutet auch noch eine Menge Arbeit, so dass auch die Kurzarbeiterregelung nicht infrage kam.
Der Austausch mit der Sparkasse wird in der Krise noch enger
Mit Sparkassen-Berater Dirk Fiedler tauscht sich der großgewachsene Unternehmer auch in normalen Zeiten oft aus. Seit Pandemie-Beginn hat sich der Takt noch erhöht. Fiedler schlug den Unternehmern einen KfW-Kredit zur Sicherung der Liquidität vor. Geld haben Kohlenberg und seine Schwester noch nicht abgerufen, bislang kamen sie mit Überbrückungshilfen und Rücklagen aus. „Der KfW-Kredit ist unsere Sicherheit im Hintergrund, ein gutes Gefühl“, sagt der Geschäftsführer. Die Sparkasse sieht er dabei als verlässlichen und auch kritischen Begleiter an seiner Seite. „Die Sparkasse ist unsere Hausbank, war es schon, bevor wir das Unternehmen übernommen haben“, sagt Timo Kohlenberg. Die wichtige Abwicklung der Devisengeschäfte des Reiseveranstalters übernimmt die Sparkasse ebenfalls, hierum kümmert sich mit Fachberater Frank Börnert ein Spezialist für den Bereich internationales Geschäft.
„Die Menschen brauchen dieses ‚Wow!‘-Erlebnis“
Heute sind alle Angestellten in Kurzarbeit. Kohlenberg stürzte sich in die Lobbyarbeit, warb bei Entscheidern in der Politik für bessere Hilfen für die Reisebranche. Und bietet mit „Corocierge“ möglichst Storno- und Corona-sichere Reisen an. Kunden nennen Budget und Wünsche, Kohlenberg stellt die Reise zusammen. Kohlenberg hofft, das Corona und Corocierge bald Geschichte sind und es dann wieder um die reine Freude am Reisen gehen. „Die Menschen suchen, ja sie brauchen dieses ‚Wow!‘-Erlebnis“, sagt er.
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