Das etwas andere Fahrrad

Das etwas andere Fahrrad

Karsten Bettin entwickelte das weltweit kompakteste Faltrad: Das „Kwiggle“ hat Handgepäckformat und passt so unter jeden Bus- oder Bahnsitz. Zudem verfügt es über ganz neue, effektivere Fahreigenschaften: das Radeln mit Hüftschwung. Damit will Bettin die Mobilität nachhaltig verändern. Dank Unterstützung durch die Sparkasse Hannover konnte der Maschinenbau-Ingenieur die Innovation auf die Radwege der Welt bringen.

Irgendetwas stimmt da doch nicht. Karsten Bettin saust über den gepflasterten Parkplatz. Halb sitzt er, halb steht er. Wenn er in die Pedale tritt, schwingt die Hüfte mit. Bettin fährt mit dem Kwiggle, seiner Erfindung. Es ist das kompakteste Faltrad der Welt, es passt unter den Sitz im ICE und ins Handgepäck von Flugzeugen.

Wer das erste Mal Kwiggle fährt, der merkt den Unterschied. Die Hände wollen am Lenker ziehen, der Hintern sucht einen klareren Sitz. Doch nach einigen Runden fühlt sich die Bewegung schon fast normal an. „Ein paar Tage mit dem Kwiggle, und man will nicht mehr mit seinem klassischen Rad fahren“, sagt Bettin.

Karsten Bettin sieht die Radprofis im TV – und hat eine bahnbrechende Idee

Kwiggle ist eine Mischbezeichnung aus dem englischen Begriff „to wiggle“ fürs Hüftwackeln und dem K, der Form des Gefährts. Die Idee entstand vor dem Fernseher: Der Radsportfan Bettin sah eine Bergetappe. Ein Fahrer trat stehend in die Pedale und kam scheinbar einfacher die Steigung hinauf als der Kontrahent, der zwischen Stehen und Sitzen wechselte. Bettin dachte: Könnte man nicht das effizientere Treten im Stehen mit einer komfortablen Haltung verbinden?

Ein Ergebnis des jahrelangen Tüftelns: Eine ganze Reihe an Patenten

Es begannen Jahre des Tüftelns für den gelernten Maschinenbauer Bettin. 2013 dann drehte er die erste Runde mit dem Prototypen. Kwiggle war da – und Karsten Bettin begeistert. Heute hält Bettin eine ganze Reihe von Patenten, viele weitere sind angemeldet.

Kwiggle soll das Auto ergänzen – und wo es geht auch ersetzen

Eine solche Entwicklung ist teuer. Als Kwiggle auf dem Markt kam, hatte Bettin schon mehrere Hunderttausend Euro investiert. Mehr als ein Dutzend Teile sind komplette Neuentwicklungen. Patentanmeldungen in aller Welt kosten richtig Geld. Die Sparkasse Hannover hat Bettin und seine nachhaltige Idee mit einer Finanzierung unterstützt. „Das Vertrauen der Sparkasse Hannover hat uns diesen Weg ermöglicht“, sagt Bettin. Und der Weg ist längst nicht zu Ende. Für Bettin ist Kwiggle ein Fast-Alles-Könner. Er will damit die Mobilität nachhaltig verändern. „Kwiggle soll es den Menschen leichter machen, auf das Auto zu verzichten“, sagt er. Etwa 1.000 Räder hat das Unternehmen in den letzten 18 Monaten ausgeliefert.

1.000 Räder hat das Familienunternehmen schon verkauft

Rundgang durch die Produktion in Döhren. Dutzende Räder stehen hier. Das meistverkaufte Rad ist schwarz, wiegt knapp 10 Kilo und kostet mit drei Gängen rund 1.600 Euro. Es ist damit günstiger, leichter und kompakter als der Konkurrent Brompton, der in diesen Kategorien lange das Richtmaß für die Branche war. Bettin stolz: „Viele unserer Kunden sind ehemalige Brompton-Fahrer. Ihr Feedback ist durchweg positiv“. Kwiggle ist längst ein Vollzeitjob für Bettin, der lange bei Enercity gearbeitet hat. Auch zwei Söhne sind dabei.

Der Hüftschwung für die Langstrecke

Mit dem Standardmodell ist der Erfinder Bettin schon 300 Kilometer um das Ijsselmeer gefahren – an einem Tag. „Ohne schmerzende Oberschenkel, das liegt an der aufrechten Haltung“, sagt er. Er glaubt daran, dass sich Kwiggle als Rad-Alternative durchsetzen wird. Viele seiner Kunden nutzen das Kwiggle sogar für Radtouren oder tägliche Fitness und ziehen es teilweise ihren E-Bikes oder Trekking-Bikes vor, weil der Hüftschwung und das aufrechte Fahren so schön entspannt sind. Deswegen beabsichtigt Bettin auch eine Version mit größeren Rädern und ohne Klapp-Mechanismus. Man darf gespannt sein!

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