Ganz schön anders

Kategorie: Best Practice

Christopher Cosma (links) und Chidobe Ogbukagu, Geschäftsführer von Puremetics

Schon als Jugendlicher tüftelte Chris Cosma an gut verträglichen Cremes und Duschgels. Inwischen führt er gemeinsam mit seinem Kompagnon Chidobe Ogbukagu in Altwarmbüchen das Unternehmen Puremetics, das vegane, plastikfreie und nachhaltig produzierte Kosmetik produziert. Jetzt wollen die Gründer durchstarten – auch mithilfe des Netzwerks der Sparkasse Hannover.

Chris Cosma liebt seine „Hexenküche“, wie er den Raum neben dem Lager nennt. Auf Edelstahltischen stehen mehrere Herdplatten und Töpfe, in der Ecke ein sogenannter Tumbler, der wie ein Betonmischer Material vermengen kann. „Hier kann ich entspannen, hier kann ich richtig abtauchen“, sagt der 32-Jährige. In der Hexenküche entstehen neue Kreationen wie die Duschseife mit Hafermilch, Tonkabohne und Haferkleie – Cosmas Lieblingsprodukt. Und hier arbeitet Cosma auch mal an Quatsch wie dem Lippenbalsam mit Knoblauch-Geschmack: ein Aprilscherz, der dennoch paar Dutzend Bestellungen auslöste.

Das Kreativlabor befindet sich in einem zweistöckigen Bau im Industriegebiet von Altwarmbüchen. Chris Cosmas Geschäftspartner Chidobe Ogbukagu, 41, ist in der Nähe aufgewachsen, wohnt heute mit seiner Familie nur ein paar Minuten entfernt, und überzeugte Cosma vom Standort für ihr Kosmetikunternehmen Puremetics. Im Treppenhaus duftet es, als würden mehrere Schaumbäder eingelassen. Ogbukagu und Cosma führen durch die Produktion. Hier füllen Mitarbeitende gerade Pulver in Papierverpackungen. Es ist Duschgel-Pulver, das man mit Wasser vermengt zu einer Mischung aus Duschgel, Bodylotion und Peeling. Produkt und Verpackung sind zu 100 Prozent frei von Plastik, nachhaltig produziert und vegan.

Chris Cosma fand früh zum Thema Kosmetik. Seine Mutter kann bis heute wegen Allergien praktisch keine Kosmetik nutzen, die es in Drogerien zu kaufen gibt. Also tüftelte der Sohn herum und mischte der Mutter Cremes und Duschgels zusammen, die wirkten, ohne eine allergische Reaktion auszulösen. „Es war einfach ein schönes Gefühl, helfen zu können“, erinnert sich Cosma. Gleichzeitig fragte er sich: Warum stecken in den Produkten Konservierungsstoffe, Parabene, Palmöl, Säuren und Mikroplastik, wenn es doch auch ohne geht?

Vom IT-Unternehmen zum Kosmetikhersteller

Als Cosma vor sechs Jahren als Werksstudent bei einem IT-Dienstleister anfing, deutete nichts darauf hin, dass hier einmal die Keimzelle für ein nachhaltiges Kosmetikunternehmen liegen würde. Doch der Chef der Firma, Chidobe Ogbukagu, mag es, wenn sein Team auch mal verrückte Ideen einbringt. Er hatte mit 16 eine Eventagentur gegründet, sein Studium mit Partys für bis zu 6.000 Menschen finanziert. Der neue Werksstudent fiel ihm gleich auf. „Chris hat viele Einfälle“, sagt Ogbukagu. Diese eine Idee, die ihm Cosma in seinem Büro begeistert vortrug, hinterließ jedoch nachhaltigen Eindruck: ein Make-up-Radierer, genauer gesagt ein Mikrofasertuch zum Abschminken, für das man nur Wasser benötigt. Ogbukagu war begeistert, sie brachten das Tuch auf den Markt – und zwei Wochen später meldete sich der Drogerieriese Rossmann und wollte das Produkt in sein Sortiment aufnehmen. „Wir dachten nur: Wow!“, erinnert sich Cosma.

Trotz des Erfolgs fanden die beiden das Tuch nach Weile nicht mehr so gut. Denn es besteht aus Plastik. Sie ließen das Projekt ruhen und setzen seitdem alles auf die neue Idee: Puremetics, Kosmetik, die ohne Kunststoff auskommt und auf viele Zusätze verzichtet. Seit Frühjahr 2020 sind sie auf dem Markt, das Sortiment umfasst rund 100 Produkte, die man für die Pflege von Körper, Gesicht und Haaren braucht. Die Belegschaft ist auf sieben Mitarbeitende angewachsen.

Firmenkundenberater Lukas Gohmert, Chidobe Ogbukagu und Christopher Cosma (v.l.n.r.)

Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell

Sparkassen-Berater Lukas Gohmert hat die Gründer im März kennengelernt, nachdem er die Betreuung von Puremetics von einer Kollegin übernommen hatte. Er traf das Team auf einen Kaffee. Beim Gespräch merkte er: Moment mal, die Sachen kenne ich doch alle. „Meine Frau ist ein Riesenfan“, erzählt Gohmert. Für die Beratung spiele das keine Rolle – wohl aber das nachhaltige Geschäftsmodell. Denn auch die Sparkasse setzt immer stärker auf Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen ebenso wie bei der Kundschaft.

Gohmert glaubt an den Erfolg von Puremetics. Wie genau die Zusammenarbeit mit der Sparkasse aussehen wird, das ist noch offen. Gemeinsam hat man über eine mögliche Sparkassen-Finanzierung und auch über öffentlich Fördermittel gesprochen. Doch es geht auch um mehr als Geld: Nach dem ersten Treffen versorgt er die Gründer gleich noch mit einigen Kontakten, von einem Experten für Fördermittel, von einem Verpackungshersteller, von anderen möglichen Kooperationspartnern. „Wir sind als Sparkasse ja nicht nur Finanzierer“, sagt der Berater. Ebenso wichtig für junge Unternehmen sei das Netzwerk, das das Institut bieten könne.

Zusammen mit Gohmert wollen die Unternehmer jetzt durchstarten – denn der Markt für nachhaltige Kosmetik hat riesiges Wachstumspotenzial, da sind die drei sich einig. Die Überzeugung der Gründer, dass das Geschäft nachhaltig sein soll, setzt gewisse Grenzen beim Wachstum: Eine Creme etwa können sie noch nicht anbieten – es gibt noch keine Verpackung, auch nicht aus Glas, die ohne Plastikanteil im Deckel auskommen würde. Cosma ist jedoch zuversichtlich, dass so eine Verpackung machbar ist: „Wir arbeiten mit Herstellern an einer Lösung.“

Text: Gerd Schild
Fotos: Helge Krückeberg

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Kommentare


Wolfgang Berg schreibt am 09.04.2024 um 22:12 Uhr:

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