10 Tipps für Selbstständige
Große Freiheit
Kein Chef steht über einem, die Regeln im Job macht man selbst: Selbstständige genießen Angestellten gegenüber eine Menge Freiheiten. Diese sollten jedoch gut abgesichert sein. Stefanie Beckmann, zertifizierte Financial Consultant, hat die richtigen Tipps:
Tipp 1: Ehrlich kalkulieren
Den Sprung in die Selbstständigkeit zählen viele zu den besten Entscheidungen ihres Lebens. Rechnen Sie sorgfältig, damit es so bleibt! Es lohnt sich, eine Liste mit allen Ausgaben und Einnahmen aufzustellen, die im Alltag anfallen – geschäftlich wie privat. Planen Sie einen finanziellen Puffer ein! Wenn beispielsweise ein sicher geglaubter Auftrag platzt oder der Lieferwagen in die Werkstatt muss, sollte genügend Liquidität vorhanden sein, um eine Durststrecke durchzustehen. Hierfür bietet sich ein Tagesgeldkonto an, auf das man täglich unbegrenzt Zugriff hat.
Tipp 2: Das gesetzliche Rentensystem nutzen
Wer in die Selbstständigkeit startet, hat viel zu tun: Geschäftsmodell verfeinern, Kunden akquirieren, Mitarbeiter gewinnen. An die Altersvorsorge denken die Wenigsten. Derzeit ist nur jeder Fünfte der rund vier Millionen Selbstständigen in Deutschland rentenversicherungspflichtig, z.B. Hebammen, freiberufliche Lehrer oder Handwerker. Alle anderen sollten prüfen, ob sie freiwillig in die staatliche Rentenversicherung einzahlen, etwa um früher erworbene Rentenansprüche zu sichern. Und zwar am besten möglichst fix: Die Versicherungspflicht kann nämlich nur beantragen, wer sich innerhalb der zurückliegenden fünf Jahre selbstständig gemacht hat.
Tipp 3: Privat vorsorgen
Sie wollen lieber flexibel bleiben? Auch gut. Bilden Sie privat Rücklagen fürs Alter, etwa mit einem Wertpapiersparplan auf einen breit gestreuten internationalen Aktienfonds. Das geht bereits mit kleinen Beträgen ab 25 Euro im Monat. Ein paar Jahre vor dem geplanten Abruf der Rente sollte in schwankungsärmere Anlageformen umgeschichtet werden, etwa Tages- oder Festgeld. Wer mit privaten Vorsorgeplänen vorsorgt, sollte darauf achten, dass diese insolvenz- und pfändungssicher sind. Auch eine selbst genutzte oder vermietete Immobilie kommt als langfristiges Investment infrage. Wichtig: Den Vorsorgebeitrag sollte man regelmäßig überprüfen und an die finanziellen Möglichkeiten anpassen.
Tipp 4: Staatliche Zulagen mitnehmen
Der Staat unterstützt Sie beim Aufbau von Vermögen. Gesetzlich rentenversicherte Selbstständige haben die Möglichkeit zu riestern, indem sie etwa Geld in einen Fondssparplan einzahlen. Die staatliche Förderung beträgt derzeit 175 Euro pro Jahr plus Zulagen für Kinder. Junge Berufseinsteiger erhalten im ersten Sparjahr einen Bonus. Die Beiträge lassen sich steuerlich als Sonderausgaben abziehen. In manchen Fällen lohnt sich der Abschluss einer Basis-Rente, oft „Rürup-Rente“ genannt. Die Beiträge können ebenfalls in Fondsprodukte angelegt werden und lassen sich wie Riester-Einzahlungen größtenteils von der Steuer absetzen. Bei beiden Produkten bezieht man im Alter eine garantierte Rente, die allerdings versteuert werden muss.
Tipp 5: Die passende Kranken- bzw. Pflegeversicherung wählen
Ein solider Schutz im Krankheits- oder Pflegefall ist gerade für Selbstständige enorm wichtig. Wer zuvor gesetzlich krankenversichert war, kann mit dem Schritt in die Selbstständigkeit in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bleiben oder eine private Police abschließen. Wer zuletzt privat versichert war und Beiträge sparen möchte, kann in einen Basistarif einer privaten Krankenversicherung (PKV) wechseln. Freiwillig in der GKV Versicherte sind gleichzeitig auch pflegeversichert. Die PKV lässt sich ebenfalls mit einer (privaten) Pflegeversicherung kombinieren. Als Ergänzung zu den regulären Tarifen sind häufig Zusatzpolicen etwa für Zahnersatz oder für Schutz im Krankheitsfall auf Auslandsreisen sinnvoll.
Tipp 6: Für längere Arbeitsausfälle vorsorgen
Angestellte erhalten im Krankheitsfall mindestens sechs Wochen lang weiter Lohn von ihrem Arbeitgeber, vom 43. Tag der Krankschreibung an zahlt die Krankenkasse Krankengeld – zurzeit rund 109 Euro pro Tag. Selbstständige gehen in der Regel leer aus. Um zumindest bei längerer Krankheit in den Genuss von Krankengeld zu kommen, können gesetzlich versicherte Selbstständige – gegen einen Beitragsaufschlag – eine sogenannte Wahlerklärung abgeben oder einen Wahltarif abschließen. Als Alternative bietet sich eine private Krankentagegeldversicherung an, bei der auf Wunsch bereits ab dem achten Krankheitstag Leistungen gezahlt werden. Je jünger der Antragsteller, desto größer die Wahrscheinlichkeit, eine Privatversicherung abschließen zu können.
Tipp 7: Persönliche Risiken absichern
Ein kaputter Rücken, psychische Probleme – wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, droht finanziell und sozial abzustürzen. Zwar haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente, doch die fällt meist sehr gering aus. Berufsanfänger erhalten in den ersten fünf Jahren häufig gar keine Leistungen. Selbstständige, die nicht in die staatliche Rentenversicherung einzahlen, gehen ohnehin leer aus. Aus diesem Grund sollten Sie zu Beginn ihrer Selbstständigkeit unbedingt eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) abschließen. Diese zahlt eine monatliche Rente, wenn Sie mindestens die Hälfte Ihrer Leistungsfähigkeit eingebüßt haben und Ihren zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben können. Junge Antragsteller haben die besten Chancen, eine Police abzuschließen. Schüler und Studenten können sich bereits vor dem Berufseinstieg absichern.
Tipp 8: Alternativen prüfen
Vor allem in körperlich anstrengenden Jobs ist die BU-Prämie sehr hoch. Ein 35-jähriger Maurer zahlt für eine versicherte Rente von 1.500 Euro fast 120 Euro Monatsbeitrag. In solchen Fällen bietet sich alternativ der Abschluss einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung an. Die springt allerdings erst dann ein, wenn man täglich weniger als drei Stunden in irgendeinem Beruf arbeiten kann. Wer aus gesundheitlichen Gründen keine BU-Versicherung abschließen kann, kann eine Unfall- oder Dread-Disease-Police wählen. Zwar zahlen die Versicherer hier nur beim Eintritt bestimmter Ereignisse, etwa nach einem Verkehrsunglück oder der Diagnose bestimmter schwerer Krankheiten, die Prämien sind jedoch in der Regel deutlich günstiger.
Tipp 9: Betriebliche Risiken versichern
Wenn im Geschäft etwas schief geht, kann das Selbstständige schnell die Existenz kosten. Ein Brandschaden in der Werkstatt, ein Messfehler im Bauplan, eine fehlerhafte Formulierung in den Garantiebedingungen – schnell stehen viele tausend Euro auf dem Spiel. Zu den wichtigsten Policen zählen die Betriebs-oder Berufshaftpflicht, die Vermögensschadensversicherung und die Betriebs-Unterbrechungsversicherung. Welche Versicherungen darüber hinaus sinnvoll sind, lässt sich am besten in einem Beratungsgespräch klären
Tipp 10: Frühzeitig Vollmachten erteilen
Sie haben sich als Selbstständiger ein Lebenswerk aufgebaut – und das sollten Sie gut absichern. Fällt plötzlich der Entscheider aus, kann dies verheerende Folgen haben, im geschäftlichen wie im privaten Bereich. Es ist daher wichtig, rechtzeitig einen kompetenten Vertreter mit einer Vollmacht auszustatten, der die Geschäfte weiterführen kann. Die persönlichen Belange sollten Sie im Rahmen einer Vorsorgevollmacht und einer Patientenverfügung regeln. Wir unterstützen Sie gerne dabei.
Mehr Informationen auf unserer Homepage.
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