Die Party geht weiter

Kategorie: Best Practice

Kaum ein Wirtschaftszweig wurde durch die Corona-Krise so sehr in Mitleidenschaft gezogen wie die Eventbranche. Als Chef einer Unternehmensgruppe, die vom Geschäft mit Feiern, Tagungen und Konferenzen lebt, muss Andreas Hüttmann für eine ungewisse Zukunft planen. Die Sparkasse Hannover unterstützt ihn dabei, zum passenden Zeitpunkt die richtigen finanziellen Entscheidungen zu treffen.

Schloss Herrenhausen zählt zu den Locations, in denen „Der Party Löwe“ bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie regelmäßig große Feste veranstaltete.

An den 10. März 2020 erinnert sich Andreas Hüttmann ungern. „Da musste ich meinen Mitarbeitern zum ersten Mal sagen, dass wir dichtmachen“, erzählt der gelernte Koch, der mit seinem Eventservice „Der Party Löwe“ und einem Dutzend weiterer Unternehmen aus dem Veranstaltungsbereich weit über die Grenzen der Region Hannover hinaus bekannt ist. Am selben Tag sind in Deutschland wegen der wachsenden Zahl von Covid-19-Erkrankungen die ersten Beschränkungen für Großveranstaltungen erlassen worden, doch schon seit Tagen hatten Hüttmann beinahe im Minutentakt Stornierungen für Firmenevents, Konferenzen, Hochzeiten und Jubiläumsfeiern erreicht. Binnen Tagen brachen fast 10 Millionen Euro geplanter Jahresumsatz weg. „Da wird einem schon sehr mulmig“, sagt Hüttmann und lacht bitter.

Sein Firmenkonsortium, zu dem unter anderem der Betrieb von Schloss Herrenhausen, die Location „Hannoverscher Yachtclub“ am Maschsee, die Georgenterrassen und das Hotel „Kokenhof“ in Großburgwedel gehören, beschäftigt insgesamt 85 Vollzeitkräfte. Dazu kommen rund 150 weitere Mitarbeiter, die auf Abruf zum Einsatz kommen. „Wir haben jeden Monat Fixkosten im sechsstelligen Bereich“, sagt Hüttmann. Wie er die quasi ohne Umsatz weiterhin stemmen sollte, bereitete dem Unternehmer schlaflose Nächte.

Andreas Hüttmann, Geschäftsführender Gesellschafter „Der Party Löwe GmbH & Co.KG“

Das Finanzpolster hält  – dank guter Planung

Heute schläft Hüttmann wieder besser – auch wenn immer noch offen ist, wann Gastronomie und Hotellerie wieder ihre Türen öffnen und wann wieder in größerem Rahmen gefeiert werden darf. „Wir wissen, dass unser Finanzpolster hält“, sagt der Event-Experte. „Das verdanken wir nicht zuletzt der guten Planung in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Hannover.“ Firmenkundenberater Lukas Gohmert kennt Hüttmann und dessen Unternehmen schon seit vielen Jahren. Regelmäßig prüft die Sparkasse zudem die Auswertung von 84 Kostenstellen der Unternehmensgruppe – Hüttmann nennt sie flapsig „unsere Tapete“. So ist Gohmert immer auf der Höhe der Zeit. „Wir wussten, dass die Firmen gut dastehen und wir die weitere Finanzplanung mit Ruhe und Bedacht angehen konnten“, sagt Gohmert.

Nun zahlte sich aus, dass sich Hüttmann im Laufe von 25 Jahren einen Namen als vertrauenswürdiger Kaufmann und Geschäftspartner gemacht hat. Kunden, deren Veranstaltungen verschoben werden mussten, beglichen anteilig die Kosten ihres Events; die Verpächter von Hüttmanns Locations ließen sich darauf ein, Pachtzahlungen zu stunden. Das schont die Liquidität. Zudem hat der Unternehmer stets einen großzügigen Puffer einkalkuliert: „Mein Credo war immer: Ich muss auch mal ein halbes Jahr ohne Auftrag auskommen.“

Paketabfertigung statt Partyservice

Die konservative Planung war Hüttmanns großes Glück, denn die Sofortprogramme, die im Frühjahr vorigen Jahres aufgelegt wurden, nützten ihm nichts. Die meisten seiner zwölf Firmen hätten sich zwar im Prinzip für die öffentlichen Gelder qualifiziert. Da sie aber in einer Holding zusammengefasst sind, überstieg die gesamte Mitarbeiterzahl die festgelegten Obergrenzen. So blieb als Entlastung nur das Kurzarbeitergeld, das Hüttmann deutlich aufstockt, sodass die Mitarbeiter fast ihr ursprüngliches Nettogehalt in der Tasche haben. „Schließlich will ich mit meinem tollen Team weiter Spaß haben, wenn die Veranstaltungen wieder losgehen“ sagt der Chef.

Als Gastronomie und Hotellerie im vergangenen Sommer zumindest einige Gäste empfangen durften, konnte Hüttmann den Betrieb teilweise wieder aufnehmen: Kleinere Veranstaltungen in Schloss Herrenhausen, Events wie „Eat, Drink & Chill“ in den Georgen-Terrassen oder Familienfeiern im Freien spülten ein bisschen Umsatz in die Kasse, sodass Hüttmann ohne zusätzliche Darlehen und Hilfszahlungen durchs Jahr 2020 kam – und im Sommer sogar noch die Hochzeits- und Eventagentur Marry Jane übernehmen und die Personalagentur KAIZEN gründen konnte. Zugleich suchte der Unternehmer nach neuen Einsatzfeldern für seine Mitarbeiter: So setzen die Beleuchtungsexperten der Hüttmann-Firma Allstars seit einem dreiviertel Jahr auch öffentliche Gebäude in Szene, KAIZEN stellt nachts Unterstützung für die Abarbeitung von Zollpaketen am Flughafen in Langenhagen.

Andreas Hüttmann (links) mit Lukas Gohmert, Unternehmenskundenberater der Sparkasse Hannover

Passgenaue Finanzierung aus mehreren Quellen

Als im Spätherbst der zweite Lockdown begann, wurde es dennoch kritisch. „Ende Oktober war klar, dass wir zusätzliche Liquidität benötigen“, erzählt Hüttmann. Gemeinsam mit dem Sparkassen-Berater Gohmert prüfte er verschiedene Angebote staatlicher Institute wie der KfW-Bank, der NBank oder der Niedersächsischen Bürgschaftsbank (NBB). „Für drei Firmen haben wir dann unterschiedliche Finanzierungen zusammengeschnürt“, sagt Gohmert. Insgesamt kann die Gruppe nun über 1,5 Millionen Euro verfügen. Der größte Teil der Kredite muss innerhalb von sechs Jahren zurückgezahlt werden – das erste Jahr ist tilgungsfrei. „Für einige Unternehmen, die aufgrund von Umstrukturierungen und EU-Richtlinien nicht antragsberechtigt waren, haben wir eine Lösung mit Sparkassen-Darlehen gefunden“, erklärt Gohmert.

Hüttmann ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Wir sind gut damit gefahren, dass wir so spät wie möglich die Option der KfW-Kredite gezogen und eine passgenaue Lösung erarbeitet haben.“ Für das laufende Jahr plant der Unternehmer vorsichtig: „Zur Not verkraften wir auch einen Nullumsatz.“ 2022 soll der Laden aber wieder brummen: Nach jetzigem Buchungsstand wird die Unternehmensgruppe mit ihren neuen Mitgliedern dann doppelt so viel Umsatz machen wie 2019.


Quick-Check

So kommen Sie gut durch die Krise

  • Halten Sie ausreichend Liquidität und passen Sie Ihre Kontokorrentkreditlinie an, sodass Sie zur Not auch mehrere Monate ohne Einnahmen verkraften. Binden Sie frühzeitig die Beraterinnen und Berater der Sparkasse ein, die Sie bei der Planung unterstützen.
  • Pflegen Sie ein gutes Verhältnis zu Kunden und Gläubigern. Wer stets rechtzeitig zahlt und zuverlässig liefert, genießt in schwierigen Zeiten einen Vertrauensbonus.
  • Prüfen Sie, ob Sie die Ressourcen Ihres Unternehmens vorübergehend anders nutzen können, um Einnahmen zu generieren.
  • Verschaffen Sie sich einen umfassenden Überblick über Hilfsmöglichkeiten und Förderkredite. Beachten Sie bei den Kreditkonditionen Fallstricke wie die sogenannte De-Minimis-Regel, die Obergrenzen bei der Unterstützung mit öffentlichen Mitteln festlegt.

Text: Christian Baulig
Fotos: Helge Krückeberg

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