Über den Tellerrand geschaut
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie boomt der E-Commerce. Wer einen Online-Shop mit attraktiven Produkten und einem bequemen Bezahlsystem bietet, kann davon profitieren. So wie die Chefs der „Lieblingsbar“: Sie offerieren neuerdings auf ihrer Website ausgewählte Spezialitäten – und konnten so den Umsatzeinbruch in der Gastronomie abfedern.
Wenn Manuel Mauritz morgens in die „Lieblingsbar“ am Herrenhäuser Markt kommt, fährt er als erstes seinen Rechner hoch und checkt, welche Bestellungen im Onlineshop eingegangen sind. „Lieblings-Olivenöl“ für 14,75 Euro, „Lieblings-Ketchup“ für 5 Euro, „Lieblings-Honig“ für 8,75 Euro – insgesamt sieben ausgewählte Produkte mit edel anmutenden schwarzen Etiketten führt die Bar in ihrem Sortiment. Daneben gibt es die markanten bauchigen Biergläser mit dem Logo der „Lieblingsbar“ zu kaufen und Geschenkgutscheine.
Der Geschäftsführer muss sich beeilen, die bestellten Waren aus dem Lagerraum zu holen und zu verpacken, denn bald kommen die ersten Gäste zum Mittagstisch. Nach einem halben Jahr Corona-bedingter Zwangspause läuft das Geschäft in der Bar jetzt wieder an. „Mit unserer Gastronomie machen wir den größten Teil unseres Umsatzes“, sagt Mauritz. Der Onlinehandel, der in den vergangenen Monaten zumindest ein paar Tausend Euro in die Kasse brachte, läuft dennoch weiter. „Die Idee war zwar aus der Not heraus geboren, aber jetzt wollen wir sie unbedingt ausbauen.“
Eine Lieblingsbar für den ganzen Stadtteil
Seit der Eröffnung vor vier Jahren hat sich die „Lieblingsbar“ in Herrenhausen zu einer Institution entwickelt. „Wir wollen den Stadtteil bereichern und eine Lieblingsbar für alle sein“, sagt Mauritz. Bald sollen hier auch wieder Konzerte und Lesungen stattfinden, die wegen der Pandemie pausieren mussten. Der 32-Jährige hat seine Ausbildung zum Barkeeper im „Mister Q“ des Gastronomen Chi Trung Khuu am Raschplatz absolviert, danach war er Bar-Chef in dessen „Lucky 7“- Bar in der Spielbank. Gemeinsam eröffneten die beiden 2017 die „Lieblingsbar“.
Im Sommer sind vor allem die Plätze auf der Terrasse mit den Lounge-Möbeln gefragt. Hier gönnen sich die Gäste einen klassischen Dry Martini oder eine der außergewöhnlichen Kreationen von Manuel Mauritz, dem Landesmeister im Cocktail-Mixen. Innen präsentiert sich vor freigelegtem Mauerwerk der Barbereich mit einer schier endlosen Auswahl an Bier-, Wein-, Gin-, Likör-, Whisky- und weiteren Getränkesorten.
Das Konzept kommt an – auch in Fachkreisen: 2017 nominierte das Gastromagazin „Mixology“ das Lokal für den „Newcomer des Jahres“ in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Zwei Jahre später erhielt es bei der „Nacht der Gastronomie“ in Hannover die Auszeichnung „Bar des Jahres“. Ein Grund dafür ist nicht zuletzt die ausgefallene Speisekarte: Serviert werden zum Beispiel „krosses Landbrot aus dem Gehrdener Backhaus mit Erbsen-Cashew-Pesto, Käse von Schaf und Ziege, Pinienkernen, Lieblings-Olivenöl und Minze“, „Omas Kartoffeleintopf“ oder die „Lieblings-Currywurst“ aus der Herrenhäuser Metzgerei Hebel. Insgesamt 25 Mitarbeiter kümmern sich um Küche und Service.
Gäste wollen bargeldlos zahlen
Mit Essen und Trinken war es mit Beginn der Corona-Pandemie erst einmal vorbei. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kamen zwar bald die Gäste wieder, doch schnell zeigte sich, dass ein neues Bezahlsystem hermusste. „Plötzlich wollten 60 Prozent der Leute bargeldlos zahlen“, erzählt Khuu – dreimal so viel wie zuvor. Die Sparkasse Hannover half bei der Einrichtung des neuen sogenannten POS-Systems: „Wir haben ein für die Gastronomie optimales Händlerterminal gewählt und mit dem Kassensystem gekoppelt“, erklärt Thomas Grüning, Fachberater für Zahlungssysteme bei der Sparkasse Hannover.
Als die Gastronomen im November abermals schließen mussten, war eine Überlebensstrategie gefragt. Außer-Haus-Verkauf kam für die Macher der Lieblingsbar nicht infrage. Frische und Qualität von Burgern, Pommes und Salat wären unterwegs verloren gegangen, sagt Khuu. Die Gastronomen besannen sich auf die gut erprobte Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. „Wir dachten uns: Mensch, die unterstützen wir, indem wir ,Lieblingsprodukte‘ von ihnen entwickeln lassen. Und wir haben durch den Verkauf eine Einnahmequelle. Eine Win-win-Situation!“
Online-Shop statt Kurzarbeit
Auf dem Portal gemeinsam-für-hannover.de, dass die Sparkasse Hannover und die Hannoversche Volksbank zu Beginn der Pandemie zur Unterstützung regionaler Unternehmen gestartet hatten, nahmen die Gastronomen an der Verlosung für die professionelle Erstellung eines Online-Shops teil – und hatten Glück. Der Gewinn kam zum richtigen Zeitpunkt: „Statt in Kurzarbeit zu gehen, konnten unsere Azubis nun passende Produkte für unseren Internethandel finden“, erzählt Mauritz. Zum Beispiel den Honig einer Imkerei aus Stöcken oder die „bezaubernde Blaubeeren-Konfitüre“ vom Bickbeernhof in Landesbergen. Ketchup, Chili- und Barbecue-Soße kreierte die Manufaktur Pfefferhaus. Fast alle Produkte stammen aus der Gegend. Bloß den Riesling liefert ein Weingut aus dem Rheingau, und das Olivenöl kommt aus Griechenland. Eine Vignette auf der Verpackung aller Artikel symbolisiert den Geist der Aktion: zwei Hände, die helfend ineinandergreifen.
Bequeme Lösung – für Kunden und Shop-Betreiber
Das Firmendesign der „Lieblingsbar“ übertrug die Agentur Digitalathleten auf die Template-basierte Lösung für den neuen Online-Shop. „Jetzt brauchten wir nur noch ein Bezahlsystem, bei dem der Warenkorb sofort mit den Banken ‚kommuniziert‘“, sagt Zahlungssystem-Experte Grüning. Zum Zug kam die Lösung des Sparkassen-Dienstleisters Payone, die Schnittstellen zu allen bekannten Zahlmöglichkeiten bereithält. „So können unsere Kunden über die Verbindung zahlen, die für sie am bequemsten ist“, sagt Khuu. Und auch für Mauritz ist die Lösung bequem; den Shop pflegt er selbst: „Das Baukastensystem macht Spaß: Bild hochladen, Text schreiben, Preis dazu. Fertig.“ Immer wieder probieren die Chefs der „Lieblingsbar“ neue Aktionen mit unterschiedlichen Boxen aus: Zum Muttertag boten sie ein „Genusspaket“ an, jetzt im Sommer ein „Grillpaket“. Beworben werden die Produkte vor allem über Facebook und Instagram.
Sinkende Inzidenzzahlen und das gute Wetter treiben die Menschen nun wieder in die Lokale. Das Online-Geschäft soll das sogar beflügeln. „Der Mehrwert fängt jetzt erst richtig an“, sagt Manuel Mauritz. „Viele ,Lieblingsprodukte‘ verwenden wir ja auch hier im Lokal.“ Das Kalkül: Das leckere Olivenöl, das die Kellnerin mit dem Weißbrot serviert hat, bestellen die Gäste später online zu sich nach Hause.
Das Sortiment soll weiter wachsen, zum Beispiel um den Apfelsenf der Einbecker Senfmühle. Und bald bekommt Mauritz auch Entlastung beim Bearbeiten der Bestellungen: Im August will er einen weiteren Auszubildenden einstellen, der sich um den E-Commerce kümmert.
Quick-Check: Was einen Onlineshop erfolgreich macht.
- Produktauswahl: Die Besonderheit des Geschäfts sollte sich in den ausgewählten Produkten des Online-Shops widerspiegeln.
- Einfachheit: Wichtig ist ein Template-System zu wählen, dass sich unkompliziert selbstständig pflegen lässt.
- Payment: Bezahlprozesse sollten einwandfrei funktionieren. Die Sparkasse Hannover berät bei der Auswahl einer geeigneten Lösung.
- Mobilität: Der E-Commerce-Umsatz über mobile Endgeräte wächst. Ein für Smartphones und Tablets optimierter Onlineshop ist ein Muss.
- Schnelligkeit: Rückfragen sollten zügig beantwortet, Bestellungen möglichst am nächsten Werktag versendet werden.
- Selbstabholung: Die sollte man mit anbieten. Viele Kunden kaufen zusätzliche Produkte, wenn sie erstmal vor Ort sind.
- Reichweite: Ein Online-Shop allein bringt nichts. Wichtig ist Werbung in den relevanten Social-Media-Kanälen.
Text: Swantje Puin
Fotos: Helge Krückeberg
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