Drei Fragen an …

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Drei Fragen an …


… Julia Yilmaz von der Handwerkskammer Hannover

Immer mehr Unternehmen ermöglichen Geflüchteten eine Ausbildung. Davon profitieren nicht nur die Azubis, sondern auch die Betriebe – wenn sie ein paar Besonderheiten berücksichtigen.

Welche Rolle spielen Geflüchtete in den Handwerksbetrieben in der Region?

Ihr Anteil unter den Auszubildenden in der Region ist in den vergangenen fünf Jahren gewachsen: Jeder sechste Azubi ist mittlerweile kein deutscher Staatsbürger, schätzungsweise jeder zwölfte aus seiner Heimat geflüchtet. Das Handwerk ist für viele Zugewanderte attraktiv, weil unsere Berufe „greifbar“ sind. Und umgekehrt sind die Migranten für die Betriebe interessant: Ein großer Teil von ihnen hat in ihrer Heimat eine gute Schulausbildung erhalten, manche haben sogar studiert.

Worauf sollten Unternehmen achten, wenn sie Flüchtlinge einstellen?

Der Betreuungsaufwand ist oftmals größer als bei deutschen Auszubildenden. Viele Geflüchtete sind traumatisiert, leiden unter Geldmangel, leben in beengten Flüchtlingsunterkünften ohne Internetanschluss, wo es schwerfällt, konzentriert zu lernen. Vieles, was uns im Alltag selbstverständlich ist, ist für sie neu. Das erfordert viel Verständnis und Zeit für zusätzliche Erklärungen. Ganz wichtig: Chefinnen und Chefs sollten unbedingt die Belegschaft mit ins Boot holen, wenn sie sich entscheiden, einem Geflüchteten eine Ausbildung anzubieten. Solche Themen besprechen wir auch in Workshops, die wir regelmäßig kostenlos für Betriebe anbieten.

Was haben die Firmen davon, Geflüchtete zu beschäftigen?

Sie gewinnen oft super Mitarbeiter. Viele Unternehmen berichten mir, dass diese Menschen besonders motiviert seien. Sie wollen es einfach in Deutschland schaffen. Manche müssen eine Familie versorgen und wollen schnell als Fachkraft gutes Geld verdienen. Und sie wissen: Mit einer guten handwerklichen Ausbildung im Hintergrund kann man eigentlich nicht arbeitslos werden.

Julia Yilmaz arbeitet bei der Handwerkskammer Hannover im „Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber“ (IHAFA) mit und leitet unter anderem das Projekt „Berufsorientierung für Zugewanderte“.


Infos zu den Angeboten für Geflüchtete im Handwerk finden Sie hier.



Interview: Christian Baulig

Foto: Julia Yilmaz

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