Tanken fürs Klima
Gut eine halbe Million E-Mobile sind auf Deutschlands Straßen unterwegs, und es werden ständig mehr. Matthias Müller setzt für den Fuhrpark seiner Firmen dennoch auf Autogas. Denn das sei nicht nur günstiger, sondern unterm Strich auch besser fürs Klima.
Gerade einmal zwölf Quadratmeter misst die Fläche, auf der Matthias Müller Tag für Tag Klimaschutz betreibt. So wenig Platz benötigt die Autogas-Tankstelle auf dem Firmengelände der Matthias Müller Company (mmc) AG in Neustadt am Rübenberge. Unter dem Dach der AG sind drei Unternehmen vereint, die sich den Sparten Industrie-Elektronik, Gebäudetechnik und Elektroservices widmen.
Insgesamt besteht der Fuhrpark aus 34 Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter. 25 davon tanken Autogas, meist Flüssiggas (LPG). Dafür, dass LPG direkt vor Ort bezogen werden kann, sorgt ein weiteres Unternehmen: Müller Energie-Erzeugung. Es betreibt in der Stadt zwei Autogastankstellen, an denen neben der Firmenflotte inzwischen rund 150 weitere Fahrzeuge regelmäßig betankt werden.
Die Probleme der Elektromobilität
Ein großer weißer Tank, davor eine silbern schimmernde Zapfsäule mit Vordach – sieht so die Mobilität der Zukunft aus? Für den Chef steht das außer Frage: „Ich bin von der Gastechnik absolut überzeugt“, sagt Matthias Müller. „Aber ich vermisse das Thema Autogas in der öffentlichen Diskussion.“ Geht es um die Mobilitätswende, werde zu viel Augenmerk auf Elektrofahrzeuge gelegt. Doch die seien kein Allheilmittel fürs Klima: „Der Strom dafür wird heute zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen.“ Problematisch findet Müller zudem die Batterien, deren Rohstoffe teilweise unter für Mensch und Natur ausbeuterischen Bedingungen gewonnen werden. „Hinzu kommen die darin enthaltenen Schwermetalle, deren Entsorgung uns vor neue Herausforderungen stellen wird.“
Überdies bemängelt der Gas-Fan die lückenhafte Infrastruktur für Elektromobile: „Ladepunkte sind an vielen Stellen gar nicht möglich. Und überhaupt mindert bei einem E-Auto das Einschalten der Heizung im Winter die Motorleistung immens.“ Die Stromer hätten zwar für manche Zwecke ihre Berechtigung – beispielsweise für Paketdienste im städtischen Bereich. In den meisten Fällen sei Autogas jedoch die bessere Alternative.
Tanken für die Hälfte
Als Abfallprodukt der Herstellung fossiler Brennstoffe habe es eine vorteilhafte Klimabilanz, weil es nicht extra erzeugt werden muss. Klassischen Benzinfahrzeugen seien Autos mit Gasantrieb in Sachen Klimaschutz deutlich überlegen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sie 10 bis 15 Prozent weniger CO² ausstoßen – und darüber hinaus bis zu 95 Prozent weniger Stickoxide und Feinstaub. Dass der Kraftstoffverbrauch von Gasantrieben etwas höher liege als der von Benzinern, sei da leicht zu verschmerzen. Zumal der Liter Flüssiggas im Schnitt nur halb so viel kostet wie ein Liter Benzin.
Etwa 3000 Euro kostet die Umrüstung laut Müller, möglich sei sie bei fast jedem Benziner. Dabei wird unter anderem ein Flüssiggastank eingebaut, meist dort, wo sich das Reserverad befindet. „Nach spätestens 30.000 Kilometern hat sich diese Investition amortisiert“, so der Unternehmer. Hinzu komme, dass Gasfahrzeuge extrem langlebig seien. „Eine halbe Million Kilometer laufen die allermeisten problemlos. Das ist gelebte Nachhaltigkeit.“
Steuern sparen bis zum Jahresende
Bundesweit rund 6000 Tankstellen bieten derzeit Autogas an, Fahrer von Benzinfahrzeugen können rund 14.000 Stationen ansteuern. Dennoch müsse kein LPG-Nutzer Angst haben, unterwegs ohne Kraftstoff liegen zu bleiben: „Die Fahrzeuge behalten auch nach der Umrüstung ihren Benzintank“, erklärt Müller. „Sollte unterwegs das Gas ausgehen, fährt das Auto automatisch mit Benzin weiter.“
Seine eigenen Erfahrungen bestärken den Neustädter darin, dass sich die Umrüstung lohnt. „Gerade gewerblichen Fahrzeughaltern kann ich nur zum Umstieg auf Autogas raten. Die Betriebskosten lassen sich erheblich senken.“ Fahrzeuge, die nach dem 1. Juli 2009 zugelassen sind, profitierten bis Ende dieses Jahres zudem noch von steuerlichen Vorteilen.
Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen will, findet beispielsweise beim ADAC eine gute Übersicht. Aber Matthias Müller kommt auch gern selbst mit anderen Gewerbetreibenden ins Gespräch – weil er von den Vorteilen der Technologie überzeugt ist.
Text: Juliane Moghimi
Fotos: Müller Industrie Elektronik GmbH
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