Weiter so, nur anders

Kategorie: Best Practice

Geschäftsführer des Sanierungsunternehmens COSAWA Michael Ewler (re.) im Gespräch mit einem Mitarbeiter

Michael Ewler führt ein erfolgreiches Unternehmen in der Baubranche. Doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Und eigentlich müsste er investieren, um weiter zu wachsen. Was also tun? Verkaufen oder verschulden? Ewler hat sich für einen dritten Weg entschieden: Beteiligungskapital.

Er ist noch keine 50, die Kinder sind jung, sein Unternehmen, die COSAWA Sanierung GmbH in Peine, am Markt gut etabliert – eigentlich besteht kein Anlass, sich darüber Gedanken zu machen, was in zehn oder 15 Jahren sein wird. Michael Ewler treibt das Thema dennoch seit ein paar Jahren um: Will eines der Kinder später wirklich einmal in das fordernde Geschäft einsteigen?

Im Unternehmen sieht er niemanden, der die Mittel und den Willen hätte, ihn abzulösen. Zugleich erkennt er die Wachstumschancen, die der Bauboom bietet – sowohl im privaten Wohnungsmarkt als auch bei Industriebauten. Um diese Chancen zu nutzen, müsste er massiv investieren. Doch Millionen ausgeben, ohne zu wissen, wie es mit COSAWA in ein paar Jahren weitergeht – das kommt auch nicht infrage. „Ich habe mit dem Gedanken gespielt, die Firma zu verkaufen“, erzählt der Unternehmer. Doch in Gesprächen mit Unternehmensberatern tat sich vor einiger Zeit ein dritter Weg auf.

Mehr als 20 Jahre Erfahrung

COSAWA ist ein Dienstleistungsunternehmen für die Sanierung von mit Gefahrstoffen belasteten Gebäuden. Es umfasst die drei Geschäftsbereiche Gefahrstoffsanierung und Schleifverfahren, Entkernung und Abbruch sowie Entsorgungsmanagement. Wo immer bei einer Sanierung Gefahr für Mensch und Umwelt entsteht, kommen die Experten aus Peine zum Einsatz. Leitspruch: „Wir schaffen weg, was Ihnen zu schaffen macht.“

2002 steigt Ewler als Angestellter ins Mutterunternehmen ein. Er hat Erfahrung mit gefährlichen Stoffen, wurde bei der Bundeswehr zum Experten für die Beseitigung von Kampfmitteln ausgebildet. Im Unternehmen baut er die Sparte der Gebäudeschadstoffsanierung auf. 2006 wird der Bereich als eigene GmbH, die COSAWA Sanierung, ausgegliedert, bald darauf wird Ewler Mitgesellschafter. Doch schon 2008 merkt Ewler, dass er und der Firmengründer nicht mehr in dieselbe Richtung arbeiten. Er übernimmt die Anteile des Mitgesellschafters und führt die COSAWA Sanierung GmbH in den Folgejahren zu einer Größe von 50 festen Mitarbeitern. Seither ist er Kunde der Sparkasse Hannover.

Herausforderungen als Antrieb

Die ersten Jahre als Unternehmer sind nicht leicht: Die Folgen der Banken- und Finanzkrise bremsen beim Start, hinzu kommt in der Anfangsphase ein schwerer Arbeitsunfall. Doch Ewler scheut die Herausforderungen nicht: „Ich lebe den Dienstleistungsgedanken“, sagt er. Alles geben und eigentlich immer für die teils langjährigen Kunden erreichbar sein, das ist sein Anspruch.

Um so schwerer fällt es dem Gestalter Ewler, den zwischenzeitlich angedachten Verkauf seiner Firma durchzuziehen. In Gesprächen mit Beratern und mit der Sparkasse Hannover wird ihm klar: Er sucht nach einer Mischung – verkaufen, investieren und doch mit voller Kraft an Bord bleiben.



Kleines ABC der Firmenbeteiligungen

  • Beteiligungskapital Kapital, mit dem eine Beteiligungsgesellschaft an der wirtschaftlichen Entwicklung und am Erfolg von Unternehmen partizipiert, die nicht unbedingt an der Börse gehandelt werden.
  • Exit Kapitalgeber und Unternehmer legen zusammen fest, in welchem Zeitraum und zu welchen Konditionen der Verkauf der Anteile angestrebt wird.
  • Fonds Das in Unternehmen investierte Kapital wird in Form von Fonds gebündelt, in die Anlegern einzahlen können. Die erwirtschafteten Gewinne werden später an die Geldgeber weitergegeben.
  • Portfolio Menge der Unternehmen, in die ein Fonds investiert ist.
  • Private Equity Von privaten oder institutionellen Anlegern bereitgestelltes Eigenkapital, mit dem Beteiligungsgesellschaften Anteile an Unternehmen für einen begrenzten Zeitraum kaufen mit dem Ziel, diese mit Gewinn weiterzuverkaufen.
  • Venture Capital Auch Risikokapital genannt, beschreibt einen Teil des Private-Equity-Geschäfts mit dem Fokus auf Start-ups und junge Wachstumsunternehmen.

 

Kern einer Firmengruppe

Der dritte Weg – Eberhard von Strenge zeigt ihn dem Unternehmer aus Peine auf. Bei Hauck Aufhäuser Lampe in Düsseldorf betreut Eberhard von Strenge das Private Equity-Geschäft. Unter dem Dach der Tochtergesellschaft Kapital 1852 kümmert er sich um die Strukturierung und Finanzierung von Unternehmensnachfolgen, die Übernahme von Konzerngesellschaften und die Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen. Institutionelle Investoren und vermögende Privatkunden können sich an den Fonds von Kapital 1852 beteiligen und an der Wertentwicklung der darin enthaltenen Unternehmen profitieren.

Kapital 1852 beschließt im Sommer vorigen Jahres, bei Cosawa mehrheitlich einzusteigen. „Das Unternehmen ist unser Nukleus“, sagt von Strenge ­– der Kern eines Portfolios, zu der weitere Firmen hinzukommen sollen. „Die Schadstoffsanierung ist ein sehr spannender, fragmentierter Markt, in dem sich in den kommenden Jahren viel bewegen wird“, so von Strenge.

Diesen Markt wollen sie nun gemeinsam erobern. Michael Ewler bleibt als geschäftsführender Gesellschafter weiterhin signifikant beteiligt. „Wir haben eine lange Excel-Liste mit Zielen und Zeitplänen“, erläutert von Strenge. Nur ein Beispiel: In fünf bis sieben Jahren will man die Mitarbeiterzahl verdreifachen. Ewler habe sein Unternehmen gut aufgestellt, lobt der Finanzexperte. Jetzt gelte es, die Strukturen für kommendes Wachstum zu schaffen. Dazu zählt etwa die Einrichtung eines Beirats und die Bestellung eines kaufmännischen Geschäftsführers.

Finanzierung mit der Sparkasse Hannover

Kapital 1852 finanziert den Kauf der Mehrheit an COSAWA nur teilweise mit Mitteln seiner Kunden. Eine wichtige Rolle spielen Kredite von der Sparkasse Hannover. „Ich freue mich, dass mein Hausinstitut bei dieser Finanzierung beteiligt ist“, sagt Ewler. Thomas Teichgräber begleitet den Unternehmer als Firmenkundenberater schon seit vielen Jahren. Für die Gespräche rund um die Beteiligung tritt er als Tandem mit Jan Bauermeister aus dem Bereich Corporate Finance der Sparkasse Hannover auf.

„Die Sparkasse Hannover kümmert sich seit jeher um klassische Nachfolgefinanzierungen“, sagt Bauermeister, „unsere Kunden können aber auch darauf vertrauen, dass wir komplexere Regelungen wie bei COSAWA mit unserem Know-how begleiten.“

Berater Teichgräber freut sich, dass der gemeinsame Weg weitergeht und das Tempo noch zunehmen wird. Und Michael Ewler hat dank eines kaufmännischen Geschäftsführers nun endlich mehr Zeit für Kunden, Mitarbeiter und neue Technik. „Ich bin bereit für die nächste Herausforderung.“

Text: Gerd Schild
Fotos: Helge Krückeberg, COSAWA

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