Drei Fragen an …
… Dr. Klaus Kindler, Führungskräftetrainer
Das Homeoffice bietet viele Chancen für Unternehmen, führt aber auch zu Herausforderungen im Arbeitsalltag. So lassen sie sich bewältigen.
Herr Dr. Kindler, welchen Problemen begegnen Chefinnen und Chefs von Unternehmen, bei denen vorwiegend von zuhause aus gearbeitet wird?
Schon nach wenigen Wochen Vollzeit im Homeoffice fühlen sich viele Mitarbeiter abgehängt. Ihnen fehlt der persönliche Austausch mit Kollegen, und sie fühlen sich nicht ausreichend wertgeschätzt. Häufig haben sie das Gefühl, dass ihre Leistung nicht vollständig wahrgenommen wird. Schließlich müssen sie sich zuhause zusätzlich oft um familiäre Dinge kümmern. Anerkennung guter Leistungen und konstruktive Kritik, wenn es mal nicht so klappt, vermitteln das Gefühl einer aufrichtigen Wertschätzung. Die Mitarbeiter sollen spüren: Der Chef oder die Chefin ist an mir interessiert und hat ein Auge auf mich.
Wie kann das konkret gelingen?
Vorgesetzte sollten häufig und regelmäßig mit ihren Mitarbeitern in Kontakt treten – am besten per Teams oder Zoom. Schon der virtuelle Augenkontakt hat einen positiven Einfluss auf die Gesprächsatmosphäre. Und auch, wenn es vielleicht banal klingt und gerne übergangen wird – der Chef oder die Chefin sollte sich zu Beginn eines Arbeitstreffens kurz Zeit für soziale Interaktionen nehmen und über Privates reden: die Familie, Urlaubspläne oder gelegentlich etwas Persönliches. Empathie und Authentizität sind immens wichtig.
Was raten Sie, um den Teamgeist im Unternehmen wachzuhalten?
Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter noch mehr als bisher zur Zusammenarbeit. Treffen Sie nicht immer gleich alle Entscheidungen selbst. Geben Sie eine offene Frage häufiger mal in ein Zweier- oder Dreier-Team. Bitten Sie Ihre Mitarbeiter um ihre Sichtweise oder einen Vorschlag. Sie werden überrascht sein, wie schnell so das eigenverantwortliche Handeln im Team steigt und das Gefühl des Abgehängtseins schwindet. Um es auf den Punkt zu bringen: Führen von Mitarbeitern im Homeoffice verlangt von Führungskräften eine intensive Kommunikation ab. Das kostet zusätzliche Zeit, lohnt sich aber!
Dr. Klaus Kindler ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Performance & Success in Wedemark. In Seminaren, Workshops und Trainings für Unternehmen und Organisationen vermittelt der Ingenieur und frühere Personalmanager Führungswissen.
Interview: Christian Baulig
Foto: Klaus Kindler
Schreibe einen Kommentar