Mehrweg nach oben

Kategorie: Best Practice

Can Lewandowski, Geschäftsführer der Crafting Future GmbH

Crafting Future hat dem Verpackungsmüll den Kampf angesagt. Das Startup aus Hannover entwickelt wiederverwertbare Verpackungen für Gastronomie und Handel. Der Sieg beim Gründerwettbewerb Startup-Impuls 2021 hat dem Team jede Menge Auftrieb gebracht.

Zwei Freunde, 5.000 Euro Startguthaben, eine Mission – so begann die Geschichte von Crafting Future. Deren Gründer, Can Lewandowski und Jan Patzer, haben sich zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Mehrwegprodukte für Gastronomie und Handel zu entwickeln, um flächendeckend Abfall zu vermeiden. Mit Erfolg: 2021 wurden sie im Ranking der „Top 50 Start-ups“ auf dem dritten Platz gelistet und haben den Gründungswettbewerb „Startup-Impuls“ gewonnen, der von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls gemeinsam mit der Sparkasse Hannover veranstaltet wird.

„Unsere Grundidee ist ganz einfach: Wir wollten Müll reduzieren und so unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erzählt Can Lewandowski: „Das ist eine echte Passion von uns!“ Am Problem sind wir alle schuld: Noch schnell einen Salat von der Supermarkttheke für unterwegs gegriffen, das Sushi für den Abend und, super, die neuen Klamotten in der Versandtüte sind auch angekommen.

228 Kilo Verpackungsmüll pro Jahr

Jeder Deutsche hat 2019 im Schnitt fast 228 Kilogramm Verpackungsmüll verursacht. Wer dabei selbst einen Blick in den Mülleimer wirft, wird feststellen: Das meiste, was wir wegschmeißen, ist aus Plastik. Doch obwohl wir diese Abfälle in den gelben Sack oder in die Wertstofftonne werfen: In Deutschland werden bislang nicht einmal die Hälfte aller Kunststoffverpackungen recycelt. Das liegt zum einen an der falschen Mülltrennung zu Hause, zum anderen aber auch daran, dass es oft günstiger ist, Kunststoff aus frischen Rohstoffen herzustellen als alten wiederaufzubereiten.

Umweltfreundlich ist das nicht. Crafting Future verfolgt daher den Ansatz, für Verpackungen einen Kreislauf zu schaffen, in dem sie immer wieder verwendet werden können, ohne dass die Kosten dafür explodieren. Für Recup, das größte deutschen Pfandsystem für Mehrwegverpackungen, stellt Crafting Future beispielsweise die Rebowl her, eine für die Gastronomie optimierte Schale für Essen zum Mitnehmen.

Die Gefäße sind in vielerlei Hinsicht nachhaltig: Sie werden in Deutschland produziert, damit sind kurze Lieferketten gewährleistet. Sie bestehen aus einem robusten Kunststoff, damit sie möglichst lange im Pfandkreislauf bleiben können. Der Deckel wird aus langlebigem Monomaterial hergestellt, sodass er am Ende der Lebensdauer gut recycelbar ist.

Anschub durch die Mehrwegpflicht

Viele Aufträge erwartet das Startup jetzt auch mit der neuen gesetzlichen Mehrwegpflicht. Die sieht zum Beispiel vor, dass vom kommenden Jahr an ein Großteil der Gastronomie Take-away-Essen auch in Mehrwegverpackungen anbieten muss. Auch die Pfandpflicht ändert sich: Sämtliche Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff sowie Getränkedosen werden mit Pfand belegt, ab 2024 gibt es eine Pfandpflicht auf Plastikflaschen mit Milchgetränken und Milcherzeugnissen. „Die Mehrwegpflicht wirkt wie ein Katalysator: Das Interesse an unseren Produkten ist groß, wir müssen jetzt viel schneller die Produkte entwickeln und Lösungen anbieten“, sagt Lewandowski.

Can Lewandowski und Firmenkundenberater Manuel Ruhkopf

Im BWL-Studium hat der 33-Jährige seinen ein Jahr jüngeren Kompagnon Jan Patzer kennengelernt. Schnell stellten sie fest, dass sie sich beide für eine müllfreie Zukunft begeistern, kreativ denken und innovativ arbeiten. 2017 haben sie angefangen einen wiederverwertbaren Kaffeebecher zu entwickeln, im März 2020 wurde das Startup als GmbH eingetragen, seitdem ist auch die Sparkasse Hannover mit dabei. „Wir sind im regelmäßigen Austausch“, sagt Manuel Ruhkopf vom FirmenkundenCenter Hannover. „Wir begleiten das Startup beratend und sind bei allen Themen mit dabei. Es ist toll, das Wachstum hier mitzuerleben.“ Wie schnell es vorangeht, überrascht zuweilen sogar die Gründer: „Dass Crafting Future so groß geworden ist, hätte ich am Anfang nie gedacht“, sagt Lewandowski.


Viele Verpackungen – ein Sortierautomat

Die Jungunternehmer arbeiten mittlerweile nicht mehr nur an neuen Mehrwegprodukten für die Gastronomie, sondern auch an neuen pfandgebundenen Verpackungen im Supermarkt. „Dazu wollen wir das Rückgabesystem der Flaschen nutzen“, sagt Lewandowski. Damit das funktioniert, müssen die Verpackungen durch die Röhren der Abgabeautomaten passen, als Pfand erkannt und im Nachgang gestapelt und gereinigt werden. Bis es soweit ist, müssen noch viele Fragen geklärt werden, zum Beispiel zur Stabilität des Materials.

Mittlerweile arbeitet ein 21-köpfiges Team von Spezialisten für das Startup. Machten die Gründer am Anfang noch alles selbst, geben sie inzwischen bestimmte Bereiche an kompetente Fachleute ab. „Es ist gut, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen“, sagt Lewandowski. Dass es nicht immer gradlinig vorangeht, ist Teil der Unternehmenskultur. „Bei uns darf jeder Fehler machen. Wir lernen gemeinsam daraus und finden Lösungen“. Jeder, der ein Startup gründet, müsse sich klar darüber sein, dass dies ein Marathon und kein Sprint sei, sagt Lewandowski. Seine Erfahrung: Wichtiger als die Idee ist die Ausführung! „Teste erst im Kleinen, und mach es dann groß“.

Etappensiege seien dabei ungemein wichtig. „Sie liefern wichtiges Selbstbewusstsein für den nächsten Schritt“, sagt der Firmengründer. So habe der Sieg bei Startup-Impuls vor einem Jahr Crafting Future gestärkt: Neben dem Preisgeld habe er viele neue Kontakte gebracht. „Die Publicity und das Netzwerk, die dadurch entstanden sind, helfen sehr“, bekräftigt Lewandowski. Außerdem sei es immer gut für Gründer, ihre Idee Außenstehenden zu präsentieren. „Das hilft enorm, zu reflektieren, wie das Unternehmen wahrgenommen wird.“



Gründerwettbewerb mit Tradition: Startup-Impuls

  • Zum 19. Mal werden in diesem Jahr junge Unternehmen im Rahmen des Gründungswettbewerbs Startup-Impuls ausgezeichnet. Ausgerichtet wird der Wettbewerb von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls, der Sparkasse Hannover und weiteren regionalen Unternehmen.
  • Teilnehmen können Personen, die frisch in der Region Hannover gegründet haben oder mit einer Gründungsidee in den Startlöchern stehen.
  • Den Siegern winken Preisgelder, umfassende Beratungsleistungen und vieles mehr. Unabhängig davon können die Teilnehmer an Infoveranstaltungen teilnehmen oder sich von Experten beraten lassen.
  • Die Bewerbungsfrist für den Wettbewerb im kommenden Jahr beginnt im Oktober.

Weitere Infos unter www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de


Text: Maike Jacobs
Fotos Helge Krückeberg

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